Ohje… dieser Abschnitt ist wirklich schwierig, weil Spiritualität sehr persönlich ist, aber noch viel mehr, weil die Grenze zwischen gesunder Spiritualität und geisteskrankem Irrsinn flüchtig, unscharf und von Person zu Person sehr verschieden ist. Das Internet ist voll von Menschen, die ihren Krebs mit Handauflegen, Rotwurzelsalbei, Massage, Akkupunktur, Homöopathie, Schüssler-Salze oder auch Beten und Meditation geheilt haben. Das gibt es wirklich und die Wissenschaft weiß auch, dass es das gibt. Das Problem dabei ist, dass es auch viele Menschen gibt, die ihre “Erfolgsgeschichte” mit alternativen Heilmethoden nicht im Internet posten, weil sich der erhoffte Erfolg nie eingestellt hat.
Halten wir mal fest, dass gerade bei Hodenkrebs die schulmedizinische Therapie mit ihren Erfolgsquoten von 90% bis 95% (je nach Art des Tumors) mit Sicherheit die beste Lösung ist, wenn man den Hodenkrebs loswerden will.
Aber wir wollten uns ja hier mit der Frage nach dem “Warum?” befassen und auch spirituell kann man sich diese Frage stellen. Ich persönlich bin zum Beispiel zu dem Schluss gekommen, dass ich viel in mich aufnehme, aber nichts mache, um “Dampf abzulassen”. Also quasi Energie wieder abzugeben. Ich mache keinen Freizeitsport, denn Fahrrad fahren zur Arbeit ist zwar körperlich gut, aber spirituell bringt es meiner Meinung nach wenig, weil es immer noch zur Arbeit dazu gehört und somit nicht “für einen selbst” ist.
Dieser Punkt der Spiritualität ist aber in jedem Fall eine Betrachtung wert, denn im Endeffekt kann man nur auf dieser Ebene, seinen Körper dazu bringen, die Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Diese Kräfte gibt es, das steht fest, aber niemand weiß, wie man sie genau steuern kann. Es ist ja eigentlich auch Egal, ob man nun homöopathische Mittel nimmt, die dem Körper die „Information“ der Genesung geben, oder ob man meditiert, und sich selbst diese Information beibringt, oder von mir aus auch autogenes Training, Autosuggestion, Schüssler-Salze, Beten, Hand auflegen, Reiki, Shiatsu-Massage, Akkupunktur oder was auch immer. GANZ wichtig ist dabei aber natürlich, das man sich etwas raussucht, dass man persönlich für sinnvoll hält und von dem man ernsthaft erwartet, dass es einem helfen könnte.
UND NOCH WICHTIGER: Eine alternative Therapie muss natürlich mit Vorsicht genossen werden. Es kommt dabei natürlich immer auf die Art des Tumors an: Handelt es sich um einen langsam wachsenden Tumor ohne erkennbare Metastasen, der dann operativ entfernt wird, kann man sich, denke ich, überlegen, ob man die Prophylaxe-Chemo machen möchte, oder es erst einmal lieber mit etwas Alternativem versucht… die Möglichkeit der Chemo zu einem späteren Zeitpunkt geht einem dadurch ja nicht verloren.
Wenn man allerdings große Metastasen in der Lymphe oder kleine Metastasen in wichtigen Organen hat, und der Krebs eher zur schnell wachsenden Truppe gehört, darf man, glaube ich, den Alternativen eher nur einen begleitenden Charakter einräumen, die der Arzt auch absegnen muss! Wir dürfen nicht vergessen, die Chemo hilft bei Hodenkrebs zu über 90% und damit ist sie die beste Lösung. Alternativen, die Körper und Geist in Einklang bringen (und das haben fast alle vorher genannten Methoden gemeinsam), sind sicherlich gut und wichtig, aber sie ersetzen meiner Meinung nach nicht die lebensrettende Chemotherapie.
Es geht also darum, Körper und Geist in Einklang zu bringen und ganz allgemein braucht man dafür nur genau eine Sache, die man sich aber selbst zulegen muss: Vertrauen / Glauben.
Manche Menschen mögen das Wort „Glaube“ nicht und das ist ihr gutes Recht, aber „Vertrauen“ in sich selbst, seinen Körper, seine Fähigkeit, gesund zu werden und in alle Heilmethoden, die man auf diesem Wege einsetzt, ist wesentlich.
Der Arzt, der den Tumor als Erster bei mir diagnostizierte, sagte mir: „Die Heilungschancen hängen nachgewiesenermaßen bis zu 30 % davon ab, wie man der Situation begegnet“. Eine positive Einstellung und ein gewisses Vertrauen können die Chance, wieder ganz gesund zu werden, um 30 % erhöhen! Und das ist, finde ich, eine ganze Menge!