Das Leben geht weiter… (fast 5 Jahre danach)

Hallo Leute!

Ich weiß, dass dieser Blog vor allem denen helfen kann und helfen soll, die jetzt gerade betroffen sind. Ich muss auch ehrlich gestehen, dass ich mich inzwischen kaum noch mit der Krankheit identifizieren kann, weil es einfach so lange her ist. Wer sich jetzt gerade mit diesen Zeilen hier überhaupt nicht identifizieren kann, sollte jetzt lieber wieder die älteren Posts lesen, aber gerade für diejenigen, die am Ende ihrer Chemo stehen oder gerade damit fertig sind, sollten das hier lesen:

Das Leben geht einfach weiter!

Natürlich sollte man all die Dinge, die einen vor der Erkrankung im eigenen Leben gestört haben, versuchen, zu vermeiden oder zu überwinden. Aber ich habs ja schon das letzte Mal geschrieben (vor etwa 2 Jahren). Man vergisst die Krankheit nach und nach…

Inzwischen vergesse ich pausenlos, wann ich eigentlich zum Urologen muss und ob ich überhaupt nochmal ein MRT habe… oder ist das mit dem MRT schon fertig? Ich weiß es ehrlich gerade nicht, denn von der Krankheit ist nicht viel geblieben.

Aber etwas ist geblieben:

  • Ich weiß, dass ich alles durchstehen kann, egal wie anstrengend es ist!
  • Ich bin viel dankbarer für jeden Tag, an dem ich einfach nur gesund bin (nicht nur auf Krebs bezogen, sondern auch auf Schnupfen oder schmerzende Knie)
  • Ich weiß das Leben auf jeden Fall mehr zu schätzen als früher.

Ansonsten lebe ich ein “ganz normales Leben” und möchte euch in Aussicht stellen, dass ihr das auch bald wieder werdet. Für uns/euch spricht immer die Rückfallquote, die nach einem Jahr ohne Auffälligkeiten im kleinen einstelligen Bereich liegt! Also besteht in dieser Hinsicht kaum Gefahr…

Auch euer Leben geht weiter! Genießt es!

P.S.: Das war möglicherweise der letzte Post dieses Blogs. Ich hoffe, ich konnte ein paar Leuten helfen, mit ihrer Situation klarzukommen!

Und wer sich mal mit was ganz anderem beschäftigen möchte… ich hab da noch so einen kleinen Blog über Bitcoin… aber auf Englisch: https://bitcoinopinions.wordpress.com/

 

Fast 2 Jahre nach der Diagnose

Im nächsten Monat ist es 2 Jahre her, dass ich die Diagnose Hodenkrebs erhalten habe. Ich muss ehrlich sagen, dass die ganze Krebserkrankung mit Chemo und den kleinen Nachwehen mir inzwischen irgendwie unreal vorkommt – eine vergangene Zeit, in der ich ein anderer Mensch war…
Gesundheitlich geht es mir wunderbar, so wie den meisten Hodenkrebspatienten eineinhalb Jahre nach der Chemo. Ich mache viel Sport, ernähre mich noch gesünder als vorher und achte auf meine Leber.

Ach ja, das ist vielleicht noch eine Sache: Meine Leber war dann doch immer noch ziemlich schwach, was sich vor allem dadurch zeigte, dass ich nach dem Essen immer sehr fertig und müde war, wenn es erhitztes tierisches Eiweiß zum Essen gab; also gekochte Eier, erhitzte Sahne und dergleichen. Seit ich allerdings regelmäßig Leber- und Galletee aus der Apotheke trinke, ist das wieder besser. Ich vertrage auch Alkohol wieder viel besser.

Also, wie immer der Hinweis, wer das hier mitten in der Chemo liest oder am besten noch direkt nach der Diagnose, werden ihm diese Zeilen momentan nicht wirklich weiterhelfen. Aber wer diesen Blog ganz gelesen hat, weiß, wie man die Krankheit besiegt und kann sich dann über Posts wie diesen freuen. Kurz gesagt: Alles wird gut!

Ein Jahr nach der Diagnose

Seit der Diagnose ist ziemlich exakt ein Jahr vergangen. Es kommt einem vor, als wäre die ganze Krankheit Ewigkeiten her. Seit wenigen Wochen überkommen mich spontan Erinnerungen an die Chemo, meistens begleitet von einem gewissen Ekel. Ich fand ja die Chemo nicht besonders schlimm… also im Vergleich zu dem, was ich als Alkohol-Kater kenne, aber eklig ist sie trotzdem… das soll jetzt niemanden entmutigen, dem eine Chemo bevorsteht. Es ist wirklich nicht dramatisch, aber unangenehm (siehe die anderen Posts).

Eigentlich wollte ich in diesem Post nur mitteilen, dass es jetzt keinerlei Spuren der Krankheit oder der Chemo mehr gibt. Die Gynäkomastie (geschwollenen Brustwarzen) hielt sich bis ca. Februar (also fast ein halbes Jahr), ist nun aber ganz verschwunden. Die Haare sind immernoch ein wenig wellig, aber das stört doch keinen großen Geist (um Karlson vom Dach mal zu zitieren).

Ach, eine Sache noch, die ich, glaube ich, in diesem Blog noch gar nicht erwähnt habe: Das Leben mit einem Hoden ist völlig normal. Man merkt den Unterschied eigentlich nie und gewöhnt sich nach wenigen Wochen voll und ganz daran. Beim Fahradfahren ist es so sogar ein bisschen praktischer!

Also, an alle, die ihre Diagnose gerade erhalten haben, mitten in der Chemo stecken, oder wie ich, den Krebs bereits hinter sich haben: Immer stark bleiben! Das Leben geht weiter und bei Hodenkrebs ist das fast garantiert! Ich genieße das Leben nun viel mehr, arbeite weniger und nehme mir mehr Zeit für mich – das habe ich aus dieser Zeit gelernt. Das Leben ist auch ohne Krankheit schon kurz genug! Genießt es!

Langzeitfolgen

Heute, fast 5 Monate nach der Chemo, kann ich eine kleine Bilanz über die Spätfolgen der Chemo ziehen: Die Haare sind alle wieder da. Sie sind welliger als früher, aber keineswegs dünner. Mein Körper ist ebenso dank regelmäßigem Sport in einem Top-Zustand (auch wenn ich in der ersten Stunde – ich mache Kampfsport – meine Arme irgendwann nicht mehr spüren konnte und auf dem Weg nach draußen die Treppe kaum herunterkam… das ist also normal).
Das Einzige, was mich lange Zeit wirklich störte, und jetzt langsam wieder normal wird, sind meine Fingernägel. Die obere Hälfte der Daumennägel war ca. 3 Wochen nach Ende der Chemo abgestorben und die Finger waren wochenlang wahnsinnig druckempfindlich. Es dauerte jetzt rund 4 Monate, bis der abgestorbene Teil rausgewachsen war. Kleine Spuren sieht man noch auf den Daumennägeln.

Außerdem sind da noch die Brüste… also keine richtigen Brüste, sondern nur geschwollene Brustdrüsen. Gynäkomastie nennt man dieses Phänomen, das angeblich selten vorkommt als Spätfolge, was sich aber innerhalb einiger Monate wieder selbst einrenken sollte. Die Brustwarzen sind sehr druckempfindlich und fühlen sich hart an. Allerdings sieht man von außen nicht viel davon, also entstellt es mich keineswegs.

Ich bleibe auf jeden Fall weiter zuversichtlich und wünsche allen, die dasselbe durchleben, dass es alles so gut verläuft wie bei mir!

Das Ende der Chemo

Nun geht es zu Ende. Nicht mit mir, sondern mit dem Krebs! Wer diesen Blog gerade erst entdeckt, sollte natürlich nicht mit diesem Artikel beginnen, denn er wird dem Leser nicht gefallen. Jetzt ist nämlich langsam der Moment gekommen, an dem man einfach keinen Bock mehr hat auf Chemo, auf die 5-Tage-7-Stunden-PEB-Marathons, auf den Port, auf das Gift, die Müdigkeit, die Schwindelgefühle, das schlecht Schlafen und den ganzen anderen Müll. Nein, momentan möchte man nur noch eines: gesund sein!

Aber das ist in Ordnung, denn Gesundheit ist zum Greifen nah! Dabei muss man allerdings anmerken, dass der letzte (in meinem Fall dritte) Zyklus natürlich der schwerste ist. Nicht, weil die Motivation dahin ist (das ist auch ein kleines Problem), sondern vor allem, weil sich die Chemikalien im Körper ja auch sammeln. Die Erholungsphasen nach den einzelnen Chemos werden in der Tat länger. Während ich nach dem zweiten Zyklus schon nach 4 Tagen wieder halbwegs fit war, dauerte es nun 6 Tage und gerade in den letzten Zügen einer Chemotherapie ist Geduld eine Tugend, um die man sich schon bemühen muss. Aber die Geduld hat sich in meinem Fall auf jeden Fall gelohnt: Tumormarker normal, Onkologe zufrieden und egal, wie das CT aussieht (die Lymphknoten müssen sich nicht sofort verkleinern, das kann auch noch dauern), man kann mit großer Zuversicht davon ausgehen, dass danach alles geschafft ist.

Bleibt die Frage, was das Ganze eigentlich sollte. Nun, mit den Ursachen habe ich mich ja auseinandergesetzt, allerdings ohne große Erkenntnis. Ich glaube inzwischen, dass diese Art Krebs in den Genen schlummert und wenn man sie bekommt, dann bekommt man sie eben.

Ich hoffe, dass der eine oder andere, der die Diagnose Hodenkrebs bekommt, mit diesem Blog etwas anfangen kann. Mir hat es geholfen, ihn zu schreiben.

In diesem Sinne wünsche ich allen gute Besserung! Glücklicherweise weiß ich, dass die Chancen sehr gut stehen!

Ernährung in der Chemo, oder “Was sind denn die ‘guten’ Öle?”

Inzwischen sind die meisten Ärzte sich einig, dass man keine spezielle Krebs- oder Chemo-Diät machen sollte. Es gibt zwar einige Heilpraktiker, die auf eine ganz strenge Diät setzen, in der alle Kohlenhydrate fehlen, aber das ist so anstrengend und nach Meinung vieler Ernährungswissenschaftler sogar gefährlich. Vielmehr geht es darum, abwechslungs- und nährstoffreich zu essen, weil die Chemo dem Körper ganz schön viele Mineralien und Spurenelemente entzieht und die müssen irgendwie wieder rein. Außerdem, immer so viel essen, wie man Lust hat. Wenn man ein paar Kilo zunimmt, muss man die eben nach der Chemo in der Reha abtrainieren, aber es ist wichtig, dem Körper zu geben, worauf er Lust hat. Folgendes sollte man essen, um einige der wichtigen Nährstoffe, die einem während der Chemo oftmals fehlen, wieder dem Körper zuzuführen (Sortiert nach Nährstoffen):

Kalium – zu finden in Bananen, Kartoffeln, Pommes (ja, wirklich!)

Kalzium – zu finden in allen Milchprodukten, insbesondere Quark und Hartkäse

Natrium – einfach normal salzen, dann hat man genügend Natrium

Selen – eigentlich nur in Paranüssen ausreichend zu finden, diese gibt es im DM oder Reformhaus und 2 Nüsse am Tag reichen aus.

Folsäure – zugesetzt in zahlreichen Müslis und Ähnlichem (Frosties, etc.)

Vitamin B12 – ebenfalls in den meisten Milchprodukten und in Eiern zu finden

GEHEIMTIPP: Wahnsinnig viele gute Mineralien und Spurenelemente sind im alkoholfreien Weißbier (Weizenbier) zu finden! Aber ich empfehle wirklich nur das Alkoholfreie, wir wollen ja Leber und Nieren nicht unnötig quälen.

Außerdem noch ein Tipp:

GUTE ÖLE

Ich hatte ja im letzten Beitrag schon das Ölziehen empfohlen, das ich jetzt nicht noch einmal erkläre.

Aber auch in der täglichen Ernährung sind gute Öle sehr wichtig, um die Blutfettwerte in Ordnung zu halten, die gerne mal von dem Cortison, das uns verabreicht wird, durcheinander gebracht werden:

– Zum Braten am besten Butterschmalz (weil fast 100 % fett und damit kaum Rückstände beim erhitzen), oder noch besser Erdnussöl

– Zum Garnieren, wenn das Essen fertig erhitzt ist, Bio-Olivenöl oder Bio-Sesamöl verwenden. Diese beiden nicht hoch erhitzen!

– Das beste und gesündeste aller Öle ist allerdings das Leinöl! Dabei gibt es jedoch einiges zu beachten:
Es muss kaltgepresstes Bio-Leinöl sein, das man im Reformhaus oder Biomarkt kaufen kann (gibt es beispielsweise in kleinen, lichtdichten Dosen), denn nur in diesen Ölen sind massenhaft Omega-3-Fettsäuren.
Das Leinöl niemals erhitzen! Gar nicht!
Die angebrochene Flasche im Kühlschrank aufbewahren und innerhalb von 2 Wochen verbrauchen (ist nicht so einfach…)
Leinöl schmeckt nicht so toll, deshalb kann man tolle Kombinationen mit Quark und Joghurt machen, da diese den Ölgeschmack gut überdecken.
Mein Favorit ist: 5 Erdbeeren (geschnitten), 1 EL Quark, 3 EL Mango-Vanille-Joghurt von Andechser oder anderer Fruchtjoghurt, 1 EL Leinöl.
Das Schmeckt nicht nur spitze, sondern enthält auch sehr viel von dem, was man in der Chemo braucht.

Was man bei der Chemo machen kann, damit sie erträglich wird

Jetzt gehts ans Eingemachte! Das interessiert doch jeden, dem eine PEB-Chemo bevorsteht! Wie immer kann ich nur auf meine persönlichen Erfahrungen eingehen, und meine Chemo ist gerade mal zur Hälfte durch, aber Einiges kann ich, denke ich, schon beisteuern, um anderen die Chemo zu erleichtern.

1. Schüssler-Salze
Zuerst muss man seinen behandelnden Arzt fragen, ob es für ihn in Ordnung geht, wenn man Schüssler-Salze nimmt. Die meisten Ärzte vertreten aber den Standpunkt: “Alles, was die Chemo nicht direkt beeinträchtigt und dem Patienten hilft (ob Placebo oder nicht), soll der Patient ruhig machen.” Trotzdem gibt es Ärzte, die Homöopathie oder Schüssler-Salze ablehnen, und mit seinem Arzt sollte man sich wohl nicht anlegen – den braucht man im Laufe der Behandlung nämlich immer wieder…
Also, Schüssler-Salze sind eine Art homöopathisches Mittel, das auf Mineralien basiert. Was bei mir während der Chemo wirklich geholfen hat, vor allem in den 4-5 Tagen nach der Cisplatin-Woche (man bekommt ja in der ersten Woche des dreiwöchigen Zyklus jeden Tag Cisplatin), ist das Schüssler-Salz Nummer 5. Ich habe sofort, nachdem ich einige Tabletten genommen hatte, gemerkt, dass ich weniger abgeschlagen war. Also nehme ich nach Bedarf, wenn ich mich so richtig fertig fühle, 3 Mal täglich Schüssler-Salz Nummer 5 (Kalium-Phosphoricum), und zwar jeweils 3 Tabletten.
Es ergibt auch Sinn, denn Kalium ist ein wahnsinnig wichtiges Mineral, dass man während der Cisplatin-Woche auch in Form seiner zahlreichen Infusionen verabreicht bekommt, aber eben in den anderen beiden Wochen des Zyklus nicht. Kalium ist auch für viele der Symptome bei einem schweren Kater (also dicker Schäden nach Alkohol – nicht dicke Katze) verantwortlich, weshalb man bei Kater Bananen essen soll. Das führt mich dann direkt zum nächsten Eintrag: die Ernährung! Aber zwei ganz wichtige Punkte gibt es noch:

2. Bewegung
Natürlich ist man während der Chemo schlapp. Man sollte auch keinen Extremsport betreiben. Aber jeden Tag mindestens 30 Minuten spazieren gehen oder langsam Fahrrad fahren muss eigentlich sein. Zum einen, weil man nur draußen im Tageslicht Vitamin D bildet (was für den Kalziumhaushalt und die Vermeidung von Depressionen sehr wichtig ist), und zum anderen, weil man, wenn man sich nur zurückzieht und immer im Bett liegt, schwach, einsam, traurig und nicht besonders schnell gesund wird.

Also, nicht immer nur rumliegen! Erholung und Schlaf sind natürlich wichtig und manchmal kann man eben nicht mehr anders, als zu schlafen. Aber es ist mindestens genau so wichtig, die Stunden zu nutzen, in denen man fit ist (und die Wochen, denn in den 2 Wochen nach der Cisplatin-Woche geht es einem an vielen Tagen richtig gut!).

Außerdem fördert die Bewegung, wie vorher schon erwähnt, das Wohlbefinden und hilft, dabei eine positivere Grundhaltung zu bewahren. Ach ja, das war ja noch sehr wichtig:

3. Die positive Einstellung
Egal, wie groß die Metastasen sind, wie viele Zyklen man bekommen hat und wie blöd die Situation gerade ist – man darf das Ziel nicht aus den Augen lassen und das Ziel ist es, gesund zu werden. Statt sich zu quälen, weil man so gerne gesund wäre und normal weiterleben möchte, kann man sich auch an den kleinen Dingen freuen, wie beispielsweise, dass man die Nacht durchgeschlafen hat. Oder man geht einfach mal Pizza essen, weil man Pizza eben geil findet und weil das Leben auch während der Chemo nicht vorbei ist, es ist eben ein bisschen eingeschränkt.
Und ja, es gibt auch Momente, in denen man keinen Bock mehr auf die ganze Scheiße hat. Ich selbst hatte 3 Tage lang schweren Durchfall und wenn man dann das 15. Mal aufs Klo geht, morgens um 5:45 Uhr, nachdem man in der Nacht schon 14 Mal war, dann macht das Ganze keinen Spaß mehr. Aber gut, den Durchfall habe ich dann doch mit Schüssler-Salzen besiegt und zur Belohnung, war ich sehr lecker Essen! Das hat mich dann wieder glücklich gemacht (zugegeben, ich bin zwar normalgewichtig, aber liebe gutes Essen sehr, leckeres Essen ist ein Grundpfeiler meiner Lebensqualität!).
Aber man kann sich auch auf andere Weise belohnen, indem man während der Chemo Dinge tut, zu denen man vielleicht normalerweise nicht kommt, solange die Blutwerte in Ordnung sind (werden ja regelmäßig geprüft). So kann man ins Kino gehen, ein alkoholfreies Weißbier in einer gemütlichen Kneipe trinken gehen, oder einfach lang und ausgiebig spazieren gehen. Hauptsache, man genießt sein Leben an den Tagen, die es zu genießen gilt. Denn sobald man sich selbst fertig macht, macht die Chemo einen erst recht fertig.
Um seine geistige Haltung ein wenig zu verbessern gibt es ja auch Techniken: Meditation, Autogenes Training, Beten, oder einfach die Unterhaltung mit engen Freunden – egal, was einem davon am besten gefällt, es hilft alles gleichermaßen und kann den Verlauf und die Symptome der Chemo nachweislich zum positiven Verändern. Denn wenn man eine Nebenwirkung erwartet, dann tritt sie auch ein. Wenn man jedoch fest davon ausgeht, dass das Ganze nicht so schlimm wird, dann wird es auch nicht so schlimm. (Nachzulesen unter Nocebo und Placebo – einfach mal googlen).

Ich hatte mir damals fest vorgenommen, dass meine Chemo weniger schlimm wird, als ein richtiger Kater (ich habe jedes Mal “Kater from Hell” mit Kotzen und Schmerzen bis 20:00 Uhr am Tag nach dem Alkohol) und deswegen sind die Nebenwirkungen jetzt auch weniger schlimm als der Kater! Es ist sogar deutlich angenehmer als ein Kater! Die Erwartungshaltung spielt eben eine große Rolle, deswegen sollte man niemals vom Schlimmsten ausgesehen, sondern sich eine positiv realistische Erwartung erschaffen. (Denn der Glaube, “ich merke von der Chemo bestimmt gar nichts”, ist auch ein wenig übertrieben und wird wohl nicht funktionieren…).

Also, MACHT ES GUT, es liegt auch in eurer Hand!

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Nebenwirkungen der Chemotherapie

Ha, jetzt wird es interessant – zumindest für alle, denen die PEB-Chemo bevorsteht. Auch für mich ist es natürlich interessant und dieser Beitrag wird wohl im Laufe der nächsten Wochen wachsen, denn ich befinde mich ja erst an Tag 13 meiner Chemotherapie.

Was ich bisher zur Chemo sagen kann, und das ist natürlich nur meine ganz persönliche Einschätzung, ist, dass es wirklich schlimmer sein könnte. Gut, der Satz, “die Nebenwirkungen sind bei jedem völlig anders” ist ein von Onkologen wirklich sehr gern verwendeter Spruch, der natürlich auch stimmt. Aber ein paar Sachen sind bei vielen eben doch gleich.

1. Müdigkeit
Oh ja… die Müdigkeit. Es ist völlig normal, dass man nach der ersten Chemo-Woche erst einmal mehr oder weniger 3 Tage schläft. Bei mir kam erst in Woche 2 am Donnerstag langsam die Lebensenergie zurück. Dazwischen war die Zeit geprägt von Mittagsschläfchen, Siesta, Ruhepausen und Power-Naps. Ich behaupte, dass man so viel schlafen sollte, wie man kann. Die Zeit vergeht schön und man kann sowieso nichts Sinnvolles machen. Und wie wäre einfach Kaffee oder Cola als Alternative? Da die Nieren in der Chemo besonders viel arbeiten müssen (wir bekommen in der PEB ja sogar mehrere Nierenmittel, um mit den Giften besser klarzukommen), sollte man Kaffee und Cola so weit es geht vermeiden, da Koffein wieder auf die Nieren geht. Natürlich darf man mal einen Kaffee oder eine Cola trinken, aber der Versuch, mit Kaffee und Cola gegen die Chemo-Müdigkeit vorzugehen, ist sehr unvernünftig.
Und Nachts? Tja, manchmal schläft man lang und gut, manchmal ist man zwischendurch mal ein paar Stunden wach, manche vertragen auch das Cortison nicht und sind nachts andauernd hellwach – aber es macht ja nichts: Dann schläft man eben, wenn man das nächste Mal müde ist.

2. Übelkeit
Wir müssen dankbar sein, dass wir in der Gegenwart leben und jetzt unsere Chemo bekommen, denn Übelkeit ist so eine der gefürchtetsten Nebenwirkungen, von denen man immer wieder hört. Aber bei der PEB werden in den Gift-Mix so gute Anti-Übelkeitsmittel gemischt, dass Übelkeit bei kaum jemandem ein Problem darstellt. Bei mir äußerten sich lediglich Magen- und Darm-Probleme in Form von Drücken, leichten bis mittleren Schmerzen und Durchfall (ist aber untypisch). Also, kein Stress wegen Übelkeit!
Trotzdem ein Tipp (und dem widme ich noch einen eigenen Eintrag): Nicht zu fettig und schwer essen – wenig Fleisch, wenig Salz, wenig Zucker und dafür viel Gemüse und gut verdauliche Öle (z.B. Leinöl, gutes Olivenöl, Fischöle und dergleichen).

3. Haarausfall
[Update am 15.05.2013] Ich hatte mir ja vorsorglich die Haare kurz geschnitten (1,5 cm) und somit halten sie wohl besser in der Kopfhaut. Aber es geht trotzdem langsam los. Wenn man mit den Fingerspitzen dran zieht, hat man 8 bis 10 Haare in der Hand. Ich ziehe aber einfach nicht mehr dran, dann bleiben sie vielleicht noch einige Tage stecken!
Update zwei Wochen später: Alle Haare weg. Aber die Augenbrauen sind weitgehend noch da. Die Wimpern auch, allerdings sind beide deutlich lichter geworden.

4. Zahnfleischprobleme
Ja, die traten vor wenigen Tagen auf. Beim Zähneputzen steigt das Risiko von Zahnfleischbluten und es treten überall im Mund wunde Stellen und Schwellungen im Mund auf. Da gibt es einen Tipp, der bei mir und anderen wirklich Wunder wirkt: Ölziehen!
Das funktioniert sehr einfach: Man kauft sich im Biomarkt oder Reformhaus (es MUSS bio sein) eine Flasche Sesamöl. Dann spült man jeden Morgen direkt sofort nach dem Aufstehen mit einem Esslöffel Sesamöl im Mund herum – vielleicht 10 oder maximal 15 Minuten. Danach ausspucken (nicht schlucken, eklig!) und direkt Zähne putzen. Fertig! Ich habe meine wunden Stellen damit wunderbar im Griff!
Noch ein Tipp zum Zähneputzen: Eine möglichst weiche Zahnbürste und Spezialzahncreme (Parodontax) verwenden, da diese nur aus natürlichen Zutaten besteht und bei wunden Stellen im Mund nicht so schlimm brennt.

In jedem Fall dem Arzt von Problemen mit der Mundschleimhaut und dem Zahnfleisch erzählen, denn es könnte sich auch um eine Art Pilzbefall handeln, der dann mit geeigneten Medikamenten behandelt werden muss!

Und eigentlich war es das schon! Ansonsten ist nichts Schlimmes passiert! Also, da kommt man schon durch. Als Nächstes gehe ich auf ein paar ungefährliche alternative Tipps vom Heilpraktiker ein, mit denen man sich das Leben während der Chemo ein bisschen erleichtern kann.

Die Spiritualität als Ursache für den Krebs

Ohje… dieser Abschnitt ist wirklich schwierig, weil Spiritualität sehr persönlich ist, aber noch viel mehr, weil die Grenze zwischen gesunder Spiritualität und geisteskrankem Irrsinn flüchtig, unscharf und von Person zu Person sehr verschieden ist. Das Internet ist voll von Menschen, die ihren Krebs mit Handauflegen, Rotwurzelsalbei, Massage, Akkupunktur, Homöopathie, Schüssler-Salze oder auch Beten und Meditation geheilt haben. Das gibt es wirklich und die Wissenschaft weiß auch, dass es das gibt. Das Problem dabei ist, dass es auch viele Menschen gibt, die ihre “Erfolgsgeschichte” mit alternativen Heilmethoden nicht im Internet posten, weil sich der erhoffte Erfolg nie eingestellt hat.

Halten wir mal fest, dass gerade bei Hodenkrebs die schulmedizinische Therapie mit ihren Erfolgsquoten von 90% bis 95% (je nach Art des Tumors) mit Sicherheit die beste Lösung ist, wenn man den Hodenkrebs loswerden will.

Aber wir wollten uns ja hier mit der Frage nach dem “Warum?” befassen und auch spirituell kann man sich diese Frage stellen. Ich persönlich bin zum Beispiel zu dem Schluss gekommen, dass ich viel in mich aufnehme, aber nichts mache, um “Dampf abzulassen”. Also quasi Energie wieder abzugeben. Ich mache keinen Freizeitsport, denn Fahrrad fahren zur Arbeit ist zwar körperlich gut, aber spirituell bringt es meiner Meinung nach wenig, weil es immer noch zur Arbeit dazu gehört und somit nicht “für einen selbst” ist.

Dieser Punkt der Spiritualität ist aber in jedem Fall eine Betrachtung wert, denn im Endeffekt kann man nur auf dieser Ebene, seinen Körper dazu bringen, die Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Diese Kräfte gibt es, das steht fest, aber niemand weiß, wie man sie genau steuern kann. Es ist ja eigentlich auch Egal, ob man nun homöopathische Mittel nimmt, die dem Körper die „Information“ der Genesung geben, oder ob man meditiert, und sich selbst diese Information beibringt, oder von mir aus auch autogenes Training, Autosuggestion, Schüssler-Salze, Beten, Hand auflegen, Reiki, Shiatsu-Massage, Akkupunktur oder was auch immer. GANZ wichtig ist dabei aber natürlich, das man sich etwas raussucht, dass man persönlich für sinnvoll hält und von dem man ernsthaft erwartet, dass es einem helfen könnte.

UND NOCH WICHTIGER: Eine alternative Therapie muss natürlich mit Vorsicht genossen werden. Es kommt dabei natürlich immer auf die Art des Tumors an: Handelt es sich um einen langsam wachsenden Tumor ohne erkennbare Metastasen, der dann operativ entfernt wird, kann man sich, denke ich, überlegen, ob man die Prophylaxe-Chemo machen möchte, oder es erst einmal lieber mit etwas Alternativem versucht… die Möglichkeit der Chemo zu einem späteren Zeitpunkt geht einem dadurch ja nicht verloren.

Wenn man allerdings große Metastasen in der Lymphe oder kleine Metastasen in wichtigen Organen hat, und der Krebs eher zur schnell wachsenden Truppe gehört, darf man, glaube ich, den Alternativen  eher nur einen begleitenden Charakter einräumen, die der Arzt auch absegnen muss! Wir dürfen nicht vergessen, die Chemo hilft bei Hodenkrebs zu über 90% und damit ist sie die beste Lösung. Alternativen, die Körper und Geist in Einklang bringen (und das haben fast alle vorher genannten Methoden gemeinsam), sind sicherlich gut und wichtig, aber sie ersetzen meiner Meinung nach nicht die lebensrettende Chemotherapie.

Es geht also darum, Körper und Geist in Einklang zu bringen und ganz allgemein braucht man dafür nur genau eine Sache, die man sich aber selbst zulegen muss: Vertrauen / Glauben.

Manche Menschen mögen das Wort „Glaube“ nicht und das ist ihr gutes Recht, aber „Vertrauen“ in sich selbst, seinen Körper, seine Fähigkeit, gesund zu werden und in alle Heilmethoden, die man auf diesem Wege einsetzt, ist wesentlich.

Der Arzt, der den Tumor als Erster bei mir diagnostizierte, sagte mir: „Die Heilungschancen hängen nachgewiesenermaßen bis zu 30 % davon ab, wie man der Situation begegnet“. Eine positive Einstellung und ein gewisses Vertrauen können die Chance, wieder ganz gesund zu werden, um 30 % erhöhen! Und das ist, finde ich, eine ganze Menge!